Föll – geht einfach gar nicht!

Die Wahl des Ersten Bürgermeisters ist für den 27.10.2011 zu Beginn der Gemeinderatssitzung um 16.30 Uhr angekündigt.

Von Gesine Kulcke

Im März 2010 hat er es in der Stuttgarter Zeitung angekündigt, jetzt ist es soweit:
Am 27. Oktober soll der Gemeinderat Michael Föll in seinem Amt bestätigen.

Und nun? Föll hat am 23. März 2010 in der Stuttgarter Zeitung nicht nur angekündigt, dass er sich zur Wahl stellen wird, sondern auch angedeutet, dass ihn im Grunde keiner aufhalten kann, weil es in Stuttgart gewisse Gepflogenheiten gibt, nach denen die Gemeinderäte Bürgermeisterämter unter sich aufteilen. Manche sprechen hier nicht ohne Stolz vom Stuttgarter Weg. Ganz so, als könne nur der schwäbische, in Trollinger getränkte Erfindergeist Derartiges hervorbringen. Dem ist leider nicht so. Hier geht’s ganz platt um „jedem sein Pöstchen“.

Aber, man höre und staune, Föll ließ es sich nicht nehmen, in der damaligen Ausgabe der Stuttgarter Zeitung zusätzlich darauf hinzuweisen, dass trotz aller Gepflogenheiten Persönlichkeiten, die von den Gemeinderäten zu Bürgermeistern gekürt werden sollen, auch dafür geeignet sein sollten. Oder aber, man macht sich geeignet:

• Föll selbst hätte eigentlich nie Erster Bürgermeister werden dürfen. Er ist es nur, weil er so viele liebe Leute an seiner Seite hat, die es etwas zu gut mit ihm und den Gepflogenheiten meinen.
• Damit er als Bankkaufmann Bürgermeister werden konnte, hat der Landtag 2003 für ihn die Gemeindeordnung geändert.
• Ursprünglich schrieb diese vor, dass ein Finanzbürgermeister Fachbeamter für Finanzwesen sein, oder eine abgeschlossene wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung

Er hat sich geeignet gemacht bzw. machen lassen, jetzt aber ist er es definitiv nicht mehr.
Daran sollten wir alle am Stuttgarter Weg festhalten wollenden Gemeinderäte noch einmal erinnern:
Föll saß als Erster Bürgermeister im Beirat der Firma, die den Nordflügel des Hauptbahnhofs abgerissen hat. Er hat der Stadt verschwiegen, dass er in diesem Beirat saß. Warum?

• Vielleicht, weil Wolff & Müller auch die Porsche-Arena gebaut hat, deren Bauherrin die Objektgesellschaft Schleyer-Halle und Neue Arena ist. Föll ist Aufsichtsratsvorsitzender dieser Objektgesellschaft.
• Auch das Daimler-Stadion wurde von Wolff & Müller umgebaut – und im Aufsichtsrat der Stadion NeckarPark GmbH & Co KG sitzt: Föll.
• Wolff & Müller hat Anfang der neunziger Jahre für 27 Millionen Euro das Mineralbad Cannstatt gebaut und wollte es für 100 Millionen bis 2016 an die Stadt vermieten.
• 2007 verhandelte Föll mit Wolff & Müller über einen vorzeitigen Kauf des Bades, und kaufte es schließlich für 23,72 Millionen Euro – Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt bereits 75,9 Millionen Euro Miete an Wolff & Müller gezahlt.
• Für Bauschäden, die das Hochbauamt 2008 aufgrund ungeeigneter Materialien feststellte, mit denen Wolff & Müller das Bad gebaut hatte, zahlte die Stadt noch einmal 3,3 Millionen Euro.